Donnerstag, 17. Juni 2010

Mädchenmörder (Thea Dorn)

Ein Psychopath bringt junge Mädchen um. Eines davon überlebt, indem es vom Täter auf seiner Flucht quer durch Europa freigelassen wird, kurz bevor er in Italien gestellt wird. Dieses Mädchen erzählt danach ihre Geschichte. Um einerseits die Erinnerungen loszuwerden und andererseits um viele "in den Medien verbreitete Lügen" zu korrigieren.... Diese Schilderung ist äußerst heftig, man braucht vor allem bei den ersten Seiten sehr gute Nerven, um keine Albträume zu bekommen. Man spürt die Schmerzen und die Qual des Mädchens, das zunächst in einem mit Folterinstrumenten ausgestatteten Keller festgehalten wird, fast am eigenen Leib, obwohl sie meistens nur indirekt angesprochen werden.

Als der Täter zufällig ins Visier der Ermittler gerät, in dessen Wohnung aber keinerlei Anhaltspunkte für ein Verbrechen findet, bekommt dieser Panik, bringt fast alle Mädchen um und verläßt mit dem Opfer, das den Bericht schreibt, als Geißel das Haus. Kaum in Frankreich möchte er sich auch dieser entledigen, scheitert aber. Danach nimmt sie ihn mit auf seinem blutigen Weg durch Europa, bei dem noch einige Frauen ihr Leben lassen müssen.

Nach und nach wird klar, was für ein Typ der Täter ist und welche Motivation ihn antreibt. Irgendwann hört
der Bericht auf, als gerade eine Nonne entführt werden soll und es beginnt ein zweiter Teil des Buches, das persönliche Briefe des Opfers an den Täter erhält. Im Epilog schließt sich dann endlich der Kreis.

Fazit: Dieses Buch ist äußerst heftig, massiv spannend und man mag es kaum aus der Hand legen, bis man am Ende angelangt ist. Eine äußerst perfide und total gelungene Darstellung des sogenannten Stockholmsyndroms.... daß es letzten Endes um genau dieses Syndrom geht, erkennt man erst in den letzten Seiten der korrigierenden Schilderung, kurz bevor das Kapitel mit den Briefen beginnt. Macht auf alle Fälle Lust auf mehr Romane der Autorin! 4 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Mädchenmörder
  • Autorin: Thea Dorn
  • Genre: Psychothriller
  • Verlag: Goldmann
  • ISBN: 978-3-442-47156-0
  • Preis: € 8.95 (Taschenbuch)

Schlaf nicht, wenn es dunkel wird (Joy Fielding)

Ein neuer Thriller von Joy Fielding. Verspricht wieder einmal großartige Spannung und ein nicht absehbares Ende. Um was geht es? Eine alleinlebende ungefähr 40jährige Krankenschwester (Terry) hat ein Gartenhäuschen, das sie vermieten möchte - nicht des Geldes wegen, sondern um weniger einsam zu sein.

Die bisherige Mieterin ist angeblich vor etlichen Monaten spurlos verschwunden, ohne die letzten Monatsmieten zu bezahlen. Eine erneuter Versuch, einen Mieter in das Häuschen aufzunehmen, läßt die Wahl auf eine Anfang-20jährige fallen, die von Anfang an fast befremdlich überschäumend auf alles reagiert, was Terry macht, sagt oder denkt. Langsam, von der jungen Mieterin forciert und von Terry misstrauisch beobachtet, wächst eine Freundschaft zwischen den beiden.

Das Misstrauen von Terry der Mieterin Alison gegenüber wird zunächst mit den schlechten Erfahrungen von Terry mit der Vormieterin begründet. Nach und nach gibt es noch mehr Gründe - kleine Lügen von Alison und das Auftauchen ihres Exmannes, der sich extrem rüpelhaft verhält. Langsam spitzen sich die Ereignisse zu, bis es zu einem überraschenden Finale kommt...

Wie bei Joy Fielding zu erwarten, ist das Ende erst auf den letzten Seiten zu erahnen und es sieht ganz anders aus, wie alles, was man zuvor erraten hätte können...

Was mir bei diesem Buch allerdings fehlte, war die Spannung bis hin zum Ende. Alles ist sehr subtil, ein wirklich greifbarer Grund für das Misstrauen gibt es nicht, das Gefühl, daß Alison etwas Großes vor Terry verbirgt, gibt es auch nicht.... eher zäh zu lesen also; das einzige, was mir Anlaß zum Zweifel an Alison gab, ist deren Überschwänglichkeit und daß sie sich förmlich in Terrys Leben drängt. Durch das Ende wird man für diese zähe Phase mehr als entschädigt.

Der deutsche Titel ist zudem in meinem Augen sehr schlecht gewählt: er hat keinen erkennbaren Zusammenhang zum Inhalt. Besser trifft es der Originaltitel: "Whispers and Lies".

Fazit: Ein spannendes Buch, das zunächst zwar zäh zu lesen ist, aber am Ende ein großartiges und auch vom Warten auf etwas Besonderes befreiendes Finale bietet. 4 Sterne.

Infos zum Buch:

  • Titel: Schlaf nicht, wenn es dunkel wird
  • Autor: Joy Fielding
  • Genre: Psychothriller
  • Verlag: Goldmann
  • ISBN: 978-3-42-46173-8
  • Preis: € 9.95 (Taschenbuch)

Laienspiel (Volker Klüpfel und Michael Kobr)

Kluftingers vierter Fall! Endlich wieder das Vergnügen, den kauzigen Allgäuer Kommissar bei der Fallermittlung zu begleiten! Diesmal mit einem zwar recht kruden Thema - Terrorismus im Allgäu. Weit hergeholt, dachte ich zunächst - aber sehr gut umgesetzt; auch mit Bezug darauf, daß man mit Terror im Allgäu nie rechnen würde...

Ermittelt wird diesmal in Kooperation mit dem BKA (was Kluftinger nicht sonderlich behagt) und mit den Österreichern (was ihm noch viel weniger paßt). Nette Sprüche und typische Auftritte von Kluftinger, seiner Geliebten und natürlich (!) dem Ehepaar Langhammer machen das Lesen leicht...

Vor allem die Nebenschauplätze, also die Tanzstunden mit Langhammers und die Proben für das Altusrieder Freilichtspiel machen das Buch so lesenswert .... und lassen mich mit Vorfreude auf das Erscheinen des neuesten Kluftingers warten.

Fazit: Netter, lustiger, gut geschriebener und durchdachter Krimi mit viel Allgäuer Lebensart! Da das aber sicher nicht jedermanns Fall ist, fehlt ein halber Stern zur Maximalpunktzahl. 4.5 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Laienspiel
  • Autoren: Volker Klüpfel und Michael Kobr
  • Genre: Krimi
  • Verlag: Piper
  • ISBN: 978-3-492-25482-3
  • Preis: € 8.95 (Taschenbuch)

Hier stehe ich, ich kann nicht anders (Helge Hesse)


Mit einer Sammlung bekannter Sprüchen der Weltgeschichte, beginnend bei den "alten Griechen" bis hin zur "Achse des Bösen" führt dieses Buch mit Erläuterungen zur Entstehung des jeweiligen Zitats durch über 2000 Jahre.

Die Zusammenhänge sind dabei sehr ausführlich geschildert, so daß man wirklich einen Einblick bekommt in die jeweilige Epoche. Das Buch dient auch dazu, Interesse an einer bestimmten Zeit zu wecken - zumindest hat es das bei mir.

Ein gewisses geschichtliches Interesse und gewisse Grundkenntnisse sollten allerdings vorhanden sein - ansonsten sind manche Schilderungen nur bedingt nachzuvollziehen. Schön ist, daß auch mit zahlreichen Vorurteilen aufgeräumt wird - so gibt es Sprüche, deren allgemein bekannte überlieferte Entstehungsgeschichte falsch ist. Angenehm fand ich auch die manchmal sarkastische und sehr direkte Schilderung irgendwelcher Abläufe.

Gut fand ich auch, daß die Quellen zu den einzelnen Zitaten am Ende des Buches zusammengefasst wurden und nicht direkt im Text - so wird der Lesefluß nicht unnötig gestört.

Fazit: Ein absolut lesenswertes Buch, daß sich aufgrund der kurzen Kapitel auch für Wenig-Leser anbietet bzw. als Lektüre für Bus-/S-Bahnfahrten oder als kurze Geschichten zum Einschlafen. Egal, wo und wann man liest, man lernt auf alle Fälle eine Menge dazu. Klare 5 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Hier stehe ich, ich kann nicht anders (In 80 Sätzen durch die Weltgeschichte)
  • Autor: Helge Hesse
  • Genre: Geschichte, Sachbuch
  • Verlag: Piper
  • ISBN: 978-3-492-25127-3
  • Preis: € 9.95 (Taschenbuch)


Mittwoch, 16. Juni 2010

Das erfundene Mittelalter (Herbert Illig)

"Hat Karl der Große je gelebt?" lautet der Untertitel dieses Buches. Ein Sachbuch, daß sich gestützt auf viele wissenschaftliche Veröffentlichungen mit der Behauptung beschäftigt, daß es ca. 300 Jahre in unserer Zeitrechnung nicht gegeben haben soll. Am Anfang liest sich dieses Buch sehr spannend und dadurch auch schnell. Die Belege scheinen stimmig ineinander zu greifen... Nach ca. einem Drittel des Buches wird die Methode des Authors allerdings allzu durchsichtig: es werden gezielt Quellen gesucht, die sich widersprechen und aus diesen auch nur die entsprechenden Stellen verwendet.

Natürlich gibt es Quellen, die sich widersprechen - die gibt es sogar auch bei neuerer Geschichte. Siehe hierzu z.B. auch meine Rezension zum Buch von Rochus Misch: es gibt mit Sicherheit mehr als 100 Versionen der letzten Tage des dritten Reichs im Führerbunker oder drum herum, die sich zum Großteil widersprechen - ist das Beleg genug, zu behaupten, diese Zeit hätte auch nicht stattgefunden und das 3. Reich hätte in Wirklichkeit bereits einen Monat früher aufgehört zu existieren?

Der Author verwendet auch noch eine andere Methode, um zu beweisen, daß Karl der Große nie existiert haben soll: viele Quellen v.a. aus späterer Zeit, auf die der Author sich beruft, überhöhen die Figur Karls des Großen und dichten ihm so ziemlich JEDE Entwicklung an, die in dieser Zeit stattgefunden haben soll. Natürlich ist diesen Quellen mit Vorsicht zu begegnen, schließlich gibt es mehr Quellen aus mittelalter- oder auch neuzeitlichen Epochen, in denen historische Figuren überhöht werden.

Dennoch ist es ein Buch bzw. ein Thema, mit dem man sich beschäftigen sollte und die Gedankenansätze des Authors sind auch sehr interessant - allerdings erinnert mich das ganze eher an einen Verschwörungstheorieroman, ähnlich denen die Dan Brown veröffentlicht hat oder diejenigen, die sich mit einer Päpstin Johanna beschäftigen. Von diesen unterscheidet das Buch von Illig lediglich die (scheinbar) fundierte Quellenarbeit.

Fazit: Ein lesenswertes Buch, allerdings sollte man mit wachem Verstand an dieses Buch gehen und überlegen, wo Aussagen stimmig sind und wo nicht. Mir erscheint die Behauptung, daß UMFASSEND(!!) 300 Jahre Geschichte erfunden worden sein sollen, logistisch unmöglich. 2 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Das erfundene Mittelalter
  • Autor: Heribert Illig
  • Genre: Geschichte
  • Verlag: ullstein
  • Jahr: 2004
  • ISBN: 978-3-548-36429-2
  • Preis: € 12.95 (Taschenbuch)

Aus die Maus (Christian Sprang und Matthias Nöllke)

Ein Buch mit Todesanzeigen... ungewöhnliche Idee! Neugierig geworden und aufgrund der Tatsache, daß ich Todesanzeigen sowieso schon immer interessant finde, habe ich das Buch von Sprang und Nöllke für eine Zugfahrt am Bahnhof mitgenommen.

Eigentlich mag ich diese Art Bücher nicht so sehr, da man sie meistens nur einmal anschauen kann (von "Lesen" mag ich in diesem Zusammenhang nicht reden) und man nach 2 Stunden damit fertig ist - sprich das "Preis-Leistungs-Verhältnis" ist eher schlecht.

Nimmt man das allerdings in Kauf, und legt knappe 8 EUR für dieses Buch auf den Ladentisch, wird man nicht enttäuscht. Die Auswahl der Anzeigen ist wirklich originell und nur wenige davon sind den erwarteten Tipp- oder Grammatikfehler gewidmet. Die meisten sind einfach nur zum Lachen.

Eingeteilt in verschiedene Kapitel (z.B. Anzeigen, die den Beruf des Verstorbenen zum Inhalt hatten o.ä.) fiel mir v.a. ein Kapitel ins Auge und regte mich herzlich zum Lachen an: Das Kapitel 7 mit den sogenannten Hassanzeigen.

Dort finden sich Anzeigen von Toten mit Übertiteln wie "jetzt wird gefeiert" oder mit der Beschreibung des Verstorbenen als "Die Personifizierung geistigen Hochmuts und menschlichen Versagens". Auch die anderen Kapitel, die beispielsweise Selbstanzeigen oder Trauer wg. Tieren, sind äußert spaßig.

Fazit: Letzten Endes eine sehr gelungene Sammlung, die mit entsprechenden Einmerkzetteln versehen, auch auf jeder Party für Gelächter sorgen kann. Gratulation an die beiden Sammler! 4.5 Sterne.


Infos zum Buch:
  • Titel: Aus die Maus (Ungewöhnliche Todesanzeigen)
  • Autor: Christian Sprang, Matthias Nöllke
  • Genre: Sachbuch
  • Verlag: KiWi
  • Jahr: 2009
  • ISBN: 978-3-462-04157-6
  • Preis: € 7,95 (Taschenbuch)

Der Trakt (Arno Strobel)


"Stell Dir vor, dein Mann sagt, er hat dich noch nie gesehen, und die Leute sagen, du hast nie ein Kind gehabt. Wem kannst Du trauen, wenn niemand dir glaubt?" lautet der Klappentext des Psychothrillers von
Arno Strobel. Liest sich sehr spannend, erinnerte mich aber stark an ein ähnliches Buch von Joy Fielding. Gekauft habe ich es mir erst nachdem ich 3- oder 4-mal daran vorbeigelaufen bin und ein anderes Buch bevorzugt hatte.

Beim Lesen hab ich schon nach den ersten Seiten geahnt, wie die Geschichte ausgeht. Vermutlich genau deswegen, weil das Fielding-Buch eben sehr ähnlich war. Vorprogrammierte Langeweile, könnte man also denken - ABER nichtsdestotrotz war das Buch sehr spannend und es gab dann doch noch einige, wenn auch nur nebensächliche Überraschungen am Ende (wer ist gut, wer böse?). Irgendwie war ich trotz der Absehbarkeit der Geschichte so gefesselt, daß ich es in einem Tag gelesen hatte.

Fazit: kurzweilige Unterhaltung, spannend und für die, die das Buch von Fielding nicht kennen, auf alle Fälle SEHR empfehlenswert. 4 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Der Trakt
  • Autor: Arno Strobel
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Fischer
  • Jahr: 2010
  • ISBN: 978-3-596-18631-0
  • Preis: € 8,95 (Taschenbuch)

Sonntag, 28. Februar 2010

Alles oder Nick? (Debbie Carbin)

Beim Einkaufen im Supermarkt vor einer Woche habe ich auf dem Wühltisch Mängelware-Bücher gesehen und mir für € 2,99 "Alles oder Nick?" von Debbie Carbin mitgenommen, von dem ich wußte, daß es länger auf Bestsellerlisten vertreten war und bei dem ich dachte, ich hätte mir schon mal überlegt, es zu kaufen - also hab ich zugegriffen und mir fürs Zugfahren usw. diese leichte Lektüre zugelegt.

Beim Lesen der ersten Seiten habe ich dann erstmal festgestellt, daß ich mir wohl doch nicht nur überlegt hatte vor längerem, es zu kaufen, sondern das auch getan habe! Mir kam das Buch doch sehr bekannt vor nach den ersten Seiten... Das ist schon mal ein Zeichen dafür, daß es wohl nicht so genial war -- sonst wäre mir im Supermarkt ja schon aufgefallen, daß ich das schon gelesen habe! ;-)

Nichtsdestotrotz hab ich mich entschlossen, das Buch ein zweites Mal zu lesen und mußte feststellten, daß es Spaß machte... Wenn man sich an den Schreibstil von Debbie Carbin gewöhnt hat, ist es eine nette Geschichte mit vielen "klassischen" Elementen einer Komödie: Missverständnisse, Liebe, unerwartete Wendungen und Verwandtschaftsverhältnisse, der Wandlung der Hauptperson...

Trotz dieser klassischen Schemata und dem absolut absehbaren Verlauf der Geschichte ist das Buch leicht und schnell zu lesen.

Im Klappentext wird die Geschichte wie folgt zusammengefasst:
"Rachel Covington ist jung, sieht umwerfend aus und hat Erfolg im Job. Als sie den neuen Kollegen Nick Maxwell trifft, weiß sie gleich: Sie beide sind füreinander geschaffen. Doch nach einer Woche voller Glück und rosa Wolken ist Nick plötzlich verschwunden. Rachel begreift gar nichts mehr: Bisher war sie es immer gewesen, die die Männer verlassen hat - nicht umgekehrt. Sie nimmt sich vor, ihn auf keinen Fall anzurufen. Doch das ist verdammt schwer. Und dann merkt sie, daß sie schwanger ist..."
Dieser Text ist wieder mal ein Beispiel dafür, wie wenig Klappentexte den Buchinhalt treffen... Eigentlich ist nicht die Geschichte um Nick wichtig im Buch, sie ist eher ein Nebenschauplatz und eben der Auslöser für die eigentliche Geschichte. Auch daß sie sich vornimmt, ihn nicht anzurufen -- das ist eher nebensächlich. Wichtig ist dahin gegen, daß Rachel einen Mann (Hector) kennenlernt, in den sie sich verliebt und denkt, daß sie keine Chance bei ihm hätte. Ebenso wichtig im Buch ist die Freundschaft zu Sarah, deren Mann Hector's Bruder ist.
Ich habe auch hier wieder (wie so oft) den Eindruck, daß Leute, die Klappentexte schreiben, nur die ersten 10 Seiten eines Buches lesen...

Gewöhnungsbedürftig ist der besondere Stil des Buches. Es wird größenteils in der Ich-Perspektive erzählt, aber nicht wie gewohnt sondern eher so wie wenn der Erzähler außerhalb der Geschichte steht und sich selber beschreibt, z.B. "Hier sieht man also mich, wie ich eben dusche - da ich nicht vor jedermann nackt darstehen möchte, spulen wir hier mal 30 Minuten vor..." Das ist sehr ungewöhnlich und zumindest ich habe mich bis zum Ende vom Buch nicht ganz daran gewöhnt; zu Beginn des Buches hat dieser Stil allerdings eine gute Wirkung - da er die anfangs unheimlich unsympathisch erscheinende Rachel noch unangenehmer erscheinen läßt.

Wie bereits erwähnt, macht die Hauptdarstellerin im Laufe des Buches eine komplette Wandlung durch. Am Anfang eine egozentrische, absolut arrogante Person wird sie am Schluß eine warmherzige, liebenswerte Person. Ebenso Nick. Dieser ist zu Beginn des Buches ein unreifer Jüngling, der nur auf Spaß aus ist. Am Ende des Buches übernimmt er wie selbstverständlich Verantwortung für sein Kind - wobei diese Wandlung bei ihm glaubhaft ist; zwischenzeitlich ist er eine feste Beziehung eingegangen, die ihn vermutlich reifen lassen hat.

Nachdem alle gestrickten Verwirrungen und Verwechslungen im Buch dann auf den letzten Seiten aufgeklärt wurden, endet alles in einem tollen Happy End inkl. Heiratsantrag.

Fazit:
Ein leicht zu lesendes Buch, das ansprechend geschrieben ist. Genau das richtige für die Abendlektüre oder für Zugfahrten. Allerdings hat man auch nichts verpaßt, wenn man es nicht gelesen hat. 2.5 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Alles oder Nick?
  • Autor: Debbie Carbin
  • Genre: Komödie, Romantik
  • Verlag: Fischer
  • Jahr: 2008
  • ISBN: 978-3-596-18055-4
  • Preis: € 8,95 (Taschenbuch)

Donnerstag, 18. Februar 2010

Eisiges Blut (Robert Masello)

Für eine Zugfahrt legte ich mir ein leicht lesbares Buch zu; wie oft üblich, am liebsten einen Krimi oder Thriller.

Wieder einmal aufgrund des Klappentextes entschied ich mich für den Thriller "Eisiges Blut" von Robert Masello. Der Klappentext versprach folgendes:

"Am Ende der Welt: Point Adelie in der Antarktis. Hier, in der unwirtlichen, endlosen Eiswüste in der Nähe des Pols, recherchiert der Journalist Michael Wilde den Alltag in einer Forschungsstation, als er im Polarmeer einen spektakulären Fund macht: die beiden Körper eines Mannes und einer Frau - aneinandergekettet und perfekt konserviert in hundertfünfzig Jahre altem Gletschereis. Die Suche nach dem Geheimnis des versunkenen Paares bringt Michael auf die Spur einer Geschichte, die Jahrhunderte und Kontinente überspannt. Und die sein Leben für immer verändern wird...".

Liest sich also nach Krimi in der Antarktis, ist es aber nicht ganz ganz. Die USA Today schrieb dazu "Also ob Stephenie Meyer und Michael Crichton zusammen einen Spannungsroman schreiben würden". Wenn man weiß, daß Stephenie Meyer die Biss-Romane um Edward und Bella geschrieben hat, dämmert einem dann doch, daß die beiden Toten so tot gar nicht sind, sondern es sich viel eher um Vampire handelt. Wenn man sich darauf einlässt, ist das Buch ganz spannend - allerdings muß man eben Geschichten mit einem gewissen übernatürlichen Element mögen.

Alles beginnt mit einer Vorgeschichte, die man zu Beginn eigentlich gar nicht richtig versteht, und bei der sich so das nochmalige Lesen gg. Ende des Buches empfiehlt. Danach wird zunächst erklärt, warum Michael Wilde in die Antarktis fährt, um dort für einen Artikel in einem Reisemagazin zu schreiben. Hervorragend beschrieben ist die antarktische Landschaft - so genial, daß man Lust bekommt, sich umgehend auf den Weg dorthin zu machen und die unwirtliche Gegend selber kennenzulernen.
Auf einer Tauchfahrt mit einem Wissenschaftler entdeckt er dann die Leichen, die dann geborgen werden. Noch während die Wissenschaftler und der Journalist darauf warten, daß der Eisblock in dem die Leichen gefangen sind, auftaut, befreien sich diese selber und flüchten - nicht ohne ein Opfer zu hinterlassen, das selber zum Vampir wird, der fortan für Horror sorgt. Nachdem es einem kleinen Kreis um Michael herum gelingt, die Frau im Eis (Eleanor) in die Forschungsstation zu bringen, wird auch ein Heilmittel für die "Vampir"-krankheit gefunden, die allerdings heftige Nebenwirkungen für die "Patienten" haben. Nachdem sich die Ereignisse um den Vampirmann (Sinclair), der ebenfalls auf der Forschungsstation weilte inzwischen, zuspitzen, führt eine kurze Verfolgsjagd dazu, daß dieser tödlich verunglückt. Michael und Eleanor verlieben sich ineinander und fliegen in die Vereinigten Staaten. Friede, Freude, Eierkuchen also am Ende...

Was das Buch verspricht, ist leichte, dennoch spannende Unterhaltung - diese wird auch zum Teil gehalten; nett gemacht sind die kurzen Einblendungen der Geschichte von Sinclair und Eleanor, die im England und dem Krimkrieg um die Mitte des 19. Jahrhunderts spielen.

Ein paar Nebenschauplätze sind auch eingebaut, nett fand ich die Geschichte um einen von Michael aufgezogenen Polarvogel namens Ollie.

Fazit:
Insgesamt ein nettes Buch, schnell zu lesen und genau richtig fürs Zugfahren - allerdings irreführend durch den Klappentext und sehr berechenbar ob des Endes der Geschichte. 2.5 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Eisiges Blut
  • Autor: Robert Masello
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Fischer
  • Jahr: 2009
  • ISBN: 978-3-596-18519-1
  • Preis: € 8,95 (Taschenbuch)

Der letzte Zeuge (Rochus Misch)

Im Dezember letzten Jahres (2009) erschien ein Buch, das mich sofort angesprochen hat: die Erinnerungen von Rochus Misch; Mitglied von Hitlers Begleitkommando und zu Kriegsende Zuständiger für die Telefonanlage und die Vermittlung von Gesprächen im Führerbunker in Berlin.

Interessant ist dieses Buch natürlich dadurch, daß Misch bei fast allen entscheidenen Momenten ab Beginn des 2. Weltkrieges immer sehr direkt am Geschehen dabei war: gemustert 1937, war er sowohl bei der Befreiung der sudetendeutschen Gebiete als auch beim Polenfeldzug dabei. Dort wurde er leicht verletzt und danach in das Begleitkommando - die Leibstandarte Adolf Hitler - aufgenommen. Seit diesem Zeitpunkt (Mai 40) war er ständig in Hitlers Nähe - sowohl in privaten Angelegenheit auf dem Obersalzberg wie auch in sämtlichen Bunkern bis er Anfang Mai 45 als letzter von Joseph Goebbels, der nach Hitlers Selbstmord Reichskanzler war, aus dem Dienst als Führerbunkertelefonist entlassen wurde. Gefangen von den Russen erlebte er Folter und Zwangsarbeit und kam nach neun Jahren Gulag zurück.

Die Biographie besticht durch eine schlichte Sachlichkeit und durch ein sehr genaues Gedächtnis. Ohne Abwiegelei, ohne Wichtigtuerei und ohne Über- bzw. Untertreibung schildert Rochus Misch detailliert seine Erlebnisse mit Hitler und kann so sehr viel zum Verständis der damaligen Verhältnisse und dem Umfeld um Hitler beitragen. Zudem liegt mit diesem Buch erstmals eine Beschreibung der letzten Tage des deutschen Reiches vor, die frei ist von jeglicher Sensationshascherei und in ihrer Nüchternheit manche Ereignisse glaubhaft schildert. Da Misch der letzte war, der den Bunker verlassen hat, ist es durch ihn möglich, endlich ein Bild zu erhalten, das den tatsächlichen Ereignissen damals entspricht!

"Misch veherrlicht nichts, kritisiert nichts und rechtfertigt nichts, auch nicht sich selber. Er hat einen scharfen Blick für Details, die auch nach all den Jahren glaubhaft schildert" schreibt das Göttinger Tageblatt.

Fazit:
Dieses Buch ist absolut empfehlenswert und sollte in keinem Bücherregal fehlen - v.a. dann nicht, wenn man ein gewisses Interesse für Zeitgeschichte hat. Da es essentiell ist, die Verhältnisse und Abläufe der damaligen Zeit zu kennen, wenn man über sie urteilen will, sollte man sich dieses Buch zu Gemüte führen. 5 von 5 Sternen.

Infos zum Buch:
  • Autor: Rochus Misch in Zusammenarbeit mit Sandra Zarrinbal und Burkhard Nachtigall
  • Titel: Der letzte Zeuge
  • Genre: Autobiographie, 3. Reich, Geschichte
  • Verlag: Piper
  • Jahr: 2009
  • ISBN: 978-3-492-25735-0
  • Preis: € 9,95 (Taschenbuch)

Mittwoch, 17. Februar 2010

Kind 44 (Tom Rob Smith)

Vor kurzem war ich auf der Suche nach einem Buch zur Unterhaltung und Zerstreuung und hatte Lust auf einen Krimi. Da "Kind 44" von Tom Rob Smith gerade in den Bestsellerlisten vertreten ist und einen ansprechenden Klappentext hatte, hab ich mir dieses Buch mitgenommen.

Der Klappentext liest sich folgendermaßen:
"Moskau, 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Aber in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt dabei sich und seine Familie in tödliche Gefahr..."

Daß dieser Klappentext massiv irreführend ist, mußte ich beim Lesen des Buches feststellen. Man vermutet nun ja, dass eben die erste Leiche gefunden wird, es einige Komplikationen mit dem Vorgesetzen des ermittelnden Kommissars geben wird, recht bald eine zweite Leiche auftaucht und Leo Demidov mehr oder minder heimlich ermittelt. Das alles passiert aber erst im 2. Teil des Buches. Der komplette erste Teil beschäftigt sich mit der Verfolgung von der Spionage verdächtigen Personen, mit den Interna des russischen Inlandgeheimdienstes. Der ermittelnden Kommissar Leo Demidow glaubt auch zunächst nicht an einen Mord, sondern versucht die Familie des Mordopfers zu überzeugen davon, daß es sich um einen Unfall handelte.

Wüsste man, daß es sich um einen Agententhriller handelt mit inkludierter Mordaufklärung, könnte man sich darauf einstellen - so aber mußte ich mich die erste Hälfte des Buches fast zwingen, weiterzulesen; immer gespannt darauf, wann die auf dem Klappentext angekündigte Geschichte denn jetzt beginnt.
Nachdem diese dann mit dem Fund der 2. Leiche einsetzt, wird es dann doch recht spannend. Allerdings ist auch diese (eigentliche) Geschichte wieder durchsetzt von wilden Verfolgunsjagden von Demidow und seiner Frau durch seine Ex-Behörde.

Am Ende findet Demidow (natürlich) den Mörder, kurz bevor er selber von seinen Verfolgern gestellt wird.

Um dem Ende nicht zu sehr vorauszugreifen, sei die Identität des Mörders nicht preisgegeben; allerdings sind die Zusammenhänge, die sich am Ende des Buches herauskristallieren, doch SEHR stark an den Haaren herangezogen.

FAZIT:
Insgesamt läßt sich über das Buch sagen, daß es versucht, ALLES in einer großen Geschichte unterzubringen: russische Verhältnisse zur Stalinzeit, Agententätigkeiten (die mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun haben), Intrigen unter Kollegen innerhalb des MGB, Willkürverfahren, "Einer gg. Alle", eine (natürlich) viel zu schöne Frau, sibirische Lager, alte Familiengeschichten, getötete Kinder, damalige Vorurteile gg.über Schwulen, Bestechung... Dieser Mischmasch macht in vielen Stellen den Eindruck, daß einfach ZU VIEL versucht wurde. Es wäre deutlich besser gewesen, wenn der Autor sich auf eine wesentliche Kerngeschichte konzentriert hätte und diese gezielt erzählt hätte.

Ein anderer Punkt ist, daß viele Stellen sehr ungenau recherchiert wurden, was mir unverständlich erscheint - wenn schon Bezug genommen wird auf die politischen Verhältnisse im Rußland der 50ger Jahre, dann sollte die Zeit, ausführliche Recherchen zu machen, gegeben sein. Allerdings hätten mich diese Fehler in einer fiktiven Geschichte nicht gestört, wenn die Geschichte wenigstens gut erzählt gewesen wäre.

Aufgrund der genannten Probleme und da mich dieses Buch enorm selten gefesselt hat (was bei einem Thriller nicht sein sollte), bekommt es von mir keine gute Wertung; lediglich 1 von 5 Sternen.


Infos zum Buch:
  • Autor: Tom Rob Smith
  • Titel: Kind 44
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Goldmann
  • Jahr: 2010
  • ISBN: 978-3-442-47207-9
  • Preis: € 9,95 (Taschenbuch)

Idee dieses Blogs

In diesem Blog möchte ich teilweise Bücher, die ich lese, mit einem Kommentar versehen. Dieser ist (natürlich) subjektiv - aber vielleicht für den einen oder anderen hilfreich. Zumindest findet man zu vielen Büchern im Internet wenig Rezensionen, die nicht dazu dienen sollen, den Verkauf eines Buches zu fördern.

Am Ende einer jeden Beschreibung werde ich eine Wertung abgeben, von 0 bis hin zu 5 Sternen; 5 Sterne bedeuten dabei natürlich, daß das Buch besonders zu empfehlen ist.

Natürlich können sämtliche meiner Rezensionen kommentiert werden - das wäre sogar sehr wünschenswert!