Mittwoch, 17. Februar 2010

Kind 44 (Tom Rob Smith)

Vor kurzem war ich auf der Suche nach einem Buch zur Unterhaltung und Zerstreuung und hatte Lust auf einen Krimi. Da "Kind 44" von Tom Rob Smith gerade in den Bestsellerlisten vertreten ist und einen ansprechenden Klappentext hatte, hab ich mir dieses Buch mitgenommen.

Der Klappentext liest sich folgendermaßen:
"Moskau, 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Aber in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt dabei sich und seine Familie in tödliche Gefahr..."

Daß dieser Klappentext massiv irreführend ist, mußte ich beim Lesen des Buches feststellen. Man vermutet nun ja, dass eben die erste Leiche gefunden wird, es einige Komplikationen mit dem Vorgesetzen des ermittelnden Kommissars geben wird, recht bald eine zweite Leiche auftaucht und Leo Demidov mehr oder minder heimlich ermittelt. Das alles passiert aber erst im 2. Teil des Buches. Der komplette erste Teil beschäftigt sich mit der Verfolgung von der Spionage verdächtigen Personen, mit den Interna des russischen Inlandgeheimdienstes. Der ermittelnden Kommissar Leo Demidow glaubt auch zunächst nicht an einen Mord, sondern versucht die Familie des Mordopfers zu überzeugen davon, daß es sich um einen Unfall handelte.

Wüsste man, daß es sich um einen Agententhriller handelt mit inkludierter Mordaufklärung, könnte man sich darauf einstellen - so aber mußte ich mich die erste Hälfte des Buches fast zwingen, weiterzulesen; immer gespannt darauf, wann die auf dem Klappentext angekündigte Geschichte denn jetzt beginnt.
Nachdem diese dann mit dem Fund der 2. Leiche einsetzt, wird es dann doch recht spannend. Allerdings ist auch diese (eigentliche) Geschichte wieder durchsetzt von wilden Verfolgunsjagden von Demidow und seiner Frau durch seine Ex-Behörde.

Am Ende findet Demidow (natürlich) den Mörder, kurz bevor er selber von seinen Verfolgern gestellt wird.

Um dem Ende nicht zu sehr vorauszugreifen, sei die Identität des Mörders nicht preisgegeben; allerdings sind die Zusammenhänge, die sich am Ende des Buches herauskristallieren, doch SEHR stark an den Haaren herangezogen.

FAZIT:
Insgesamt läßt sich über das Buch sagen, daß es versucht, ALLES in einer großen Geschichte unterzubringen: russische Verhältnisse zur Stalinzeit, Agententätigkeiten (die mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun haben), Intrigen unter Kollegen innerhalb des MGB, Willkürverfahren, "Einer gg. Alle", eine (natürlich) viel zu schöne Frau, sibirische Lager, alte Familiengeschichten, getötete Kinder, damalige Vorurteile gg.über Schwulen, Bestechung... Dieser Mischmasch macht in vielen Stellen den Eindruck, daß einfach ZU VIEL versucht wurde. Es wäre deutlich besser gewesen, wenn der Autor sich auf eine wesentliche Kerngeschichte konzentriert hätte und diese gezielt erzählt hätte.

Ein anderer Punkt ist, daß viele Stellen sehr ungenau recherchiert wurden, was mir unverständlich erscheint - wenn schon Bezug genommen wird auf die politischen Verhältnisse im Rußland der 50ger Jahre, dann sollte die Zeit, ausführliche Recherchen zu machen, gegeben sein. Allerdings hätten mich diese Fehler in einer fiktiven Geschichte nicht gestört, wenn die Geschichte wenigstens gut erzählt gewesen wäre.

Aufgrund der genannten Probleme und da mich dieses Buch enorm selten gefesselt hat (was bei einem Thriller nicht sein sollte), bekommt es von mir keine gute Wertung; lediglich 1 von 5 Sternen.


Infos zum Buch:
  • Autor: Tom Rob Smith
  • Titel: Kind 44
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Goldmann
  • Jahr: 2010
  • ISBN: 978-3-442-47207-9
  • Preis: € 9,95 (Taschenbuch)

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