Sonntag, 28. Februar 2010

Alles oder Nick? (Debbie Carbin)

Beim Einkaufen im Supermarkt vor einer Woche habe ich auf dem Wühltisch Mängelware-Bücher gesehen und mir für € 2,99 "Alles oder Nick?" von Debbie Carbin mitgenommen, von dem ich wußte, daß es länger auf Bestsellerlisten vertreten war und bei dem ich dachte, ich hätte mir schon mal überlegt, es zu kaufen - also hab ich zugegriffen und mir fürs Zugfahren usw. diese leichte Lektüre zugelegt.

Beim Lesen der ersten Seiten habe ich dann erstmal festgestellt, daß ich mir wohl doch nicht nur überlegt hatte vor längerem, es zu kaufen, sondern das auch getan habe! Mir kam das Buch doch sehr bekannt vor nach den ersten Seiten... Das ist schon mal ein Zeichen dafür, daß es wohl nicht so genial war -- sonst wäre mir im Supermarkt ja schon aufgefallen, daß ich das schon gelesen habe! ;-)

Nichtsdestotrotz hab ich mich entschlossen, das Buch ein zweites Mal zu lesen und mußte feststellten, daß es Spaß machte... Wenn man sich an den Schreibstil von Debbie Carbin gewöhnt hat, ist es eine nette Geschichte mit vielen "klassischen" Elementen einer Komödie: Missverständnisse, Liebe, unerwartete Wendungen und Verwandtschaftsverhältnisse, der Wandlung der Hauptperson...

Trotz dieser klassischen Schemata und dem absolut absehbaren Verlauf der Geschichte ist das Buch leicht und schnell zu lesen.

Im Klappentext wird die Geschichte wie folgt zusammengefasst:
"Rachel Covington ist jung, sieht umwerfend aus und hat Erfolg im Job. Als sie den neuen Kollegen Nick Maxwell trifft, weiß sie gleich: Sie beide sind füreinander geschaffen. Doch nach einer Woche voller Glück und rosa Wolken ist Nick plötzlich verschwunden. Rachel begreift gar nichts mehr: Bisher war sie es immer gewesen, die die Männer verlassen hat - nicht umgekehrt. Sie nimmt sich vor, ihn auf keinen Fall anzurufen. Doch das ist verdammt schwer. Und dann merkt sie, daß sie schwanger ist..."
Dieser Text ist wieder mal ein Beispiel dafür, wie wenig Klappentexte den Buchinhalt treffen... Eigentlich ist nicht die Geschichte um Nick wichtig im Buch, sie ist eher ein Nebenschauplatz und eben der Auslöser für die eigentliche Geschichte. Auch daß sie sich vornimmt, ihn nicht anzurufen -- das ist eher nebensächlich. Wichtig ist dahin gegen, daß Rachel einen Mann (Hector) kennenlernt, in den sie sich verliebt und denkt, daß sie keine Chance bei ihm hätte. Ebenso wichtig im Buch ist die Freundschaft zu Sarah, deren Mann Hector's Bruder ist.
Ich habe auch hier wieder (wie so oft) den Eindruck, daß Leute, die Klappentexte schreiben, nur die ersten 10 Seiten eines Buches lesen...

Gewöhnungsbedürftig ist der besondere Stil des Buches. Es wird größenteils in der Ich-Perspektive erzählt, aber nicht wie gewohnt sondern eher so wie wenn der Erzähler außerhalb der Geschichte steht und sich selber beschreibt, z.B. "Hier sieht man also mich, wie ich eben dusche - da ich nicht vor jedermann nackt darstehen möchte, spulen wir hier mal 30 Minuten vor..." Das ist sehr ungewöhnlich und zumindest ich habe mich bis zum Ende vom Buch nicht ganz daran gewöhnt; zu Beginn des Buches hat dieser Stil allerdings eine gute Wirkung - da er die anfangs unheimlich unsympathisch erscheinende Rachel noch unangenehmer erscheinen läßt.

Wie bereits erwähnt, macht die Hauptdarstellerin im Laufe des Buches eine komplette Wandlung durch. Am Anfang eine egozentrische, absolut arrogante Person wird sie am Schluß eine warmherzige, liebenswerte Person. Ebenso Nick. Dieser ist zu Beginn des Buches ein unreifer Jüngling, der nur auf Spaß aus ist. Am Ende des Buches übernimmt er wie selbstverständlich Verantwortung für sein Kind - wobei diese Wandlung bei ihm glaubhaft ist; zwischenzeitlich ist er eine feste Beziehung eingegangen, die ihn vermutlich reifen lassen hat.

Nachdem alle gestrickten Verwirrungen und Verwechslungen im Buch dann auf den letzten Seiten aufgeklärt wurden, endet alles in einem tollen Happy End inkl. Heiratsantrag.

Fazit:
Ein leicht zu lesendes Buch, das ansprechend geschrieben ist. Genau das richtige für die Abendlektüre oder für Zugfahrten. Allerdings hat man auch nichts verpaßt, wenn man es nicht gelesen hat. 2.5 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Alles oder Nick?
  • Autor: Debbie Carbin
  • Genre: Komödie, Romantik
  • Verlag: Fischer
  • Jahr: 2008
  • ISBN: 978-3-596-18055-4
  • Preis: € 8,95 (Taschenbuch)

Donnerstag, 18. Februar 2010

Eisiges Blut (Robert Masello)

Für eine Zugfahrt legte ich mir ein leicht lesbares Buch zu; wie oft üblich, am liebsten einen Krimi oder Thriller.

Wieder einmal aufgrund des Klappentextes entschied ich mich für den Thriller "Eisiges Blut" von Robert Masello. Der Klappentext versprach folgendes:

"Am Ende der Welt: Point Adelie in der Antarktis. Hier, in der unwirtlichen, endlosen Eiswüste in der Nähe des Pols, recherchiert der Journalist Michael Wilde den Alltag in einer Forschungsstation, als er im Polarmeer einen spektakulären Fund macht: die beiden Körper eines Mannes und einer Frau - aneinandergekettet und perfekt konserviert in hundertfünfzig Jahre altem Gletschereis. Die Suche nach dem Geheimnis des versunkenen Paares bringt Michael auf die Spur einer Geschichte, die Jahrhunderte und Kontinente überspannt. Und die sein Leben für immer verändern wird...".

Liest sich also nach Krimi in der Antarktis, ist es aber nicht ganz ganz. Die USA Today schrieb dazu "Also ob Stephenie Meyer und Michael Crichton zusammen einen Spannungsroman schreiben würden". Wenn man weiß, daß Stephenie Meyer die Biss-Romane um Edward und Bella geschrieben hat, dämmert einem dann doch, daß die beiden Toten so tot gar nicht sind, sondern es sich viel eher um Vampire handelt. Wenn man sich darauf einlässt, ist das Buch ganz spannend - allerdings muß man eben Geschichten mit einem gewissen übernatürlichen Element mögen.

Alles beginnt mit einer Vorgeschichte, die man zu Beginn eigentlich gar nicht richtig versteht, und bei der sich so das nochmalige Lesen gg. Ende des Buches empfiehlt. Danach wird zunächst erklärt, warum Michael Wilde in die Antarktis fährt, um dort für einen Artikel in einem Reisemagazin zu schreiben. Hervorragend beschrieben ist die antarktische Landschaft - so genial, daß man Lust bekommt, sich umgehend auf den Weg dorthin zu machen und die unwirtliche Gegend selber kennenzulernen.
Auf einer Tauchfahrt mit einem Wissenschaftler entdeckt er dann die Leichen, die dann geborgen werden. Noch während die Wissenschaftler und der Journalist darauf warten, daß der Eisblock in dem die Leichen gefangen sind, auftaut, befreien sich diese selber und flüchten - nicht ohne ein Opfer zu hinterlassen, das selber zum Vampir wird, der fortan für Horror sorgt. Nachdem es einem kleinen Kreis um Michael herum gelingt, die Frau im Eis (Eleanor) in die Forschungsstation zu bringen, wird auch ein Heilmittel für die "Vampir"-krankheit gefunden, die allerdings heftige Nebenwirkungen für die "Patienten" haben. Nachdem sich die Ereignisse um den Vampirmann (Sinclair), der ebenfalls auf der Forschungsstation weilte inzwischen, zuspitzen, führt eine kurze Verfolgsjagd dazu, daß dieser tödlich verunglückt. Michael und Eleanor verlieben sich ineinander und fliegen in die Vereinigten Staaten. Friede, Freude, Eierkuchen also am Ende...

Was das Buch verspricht, ist leichte, dennoch spannende Unterhaltung - diese wird auch zum Teil gehalten; nett gemacht sind die kurzen Einblendungen der Geschichte von Sinclair und Eleanor, die im England und dem Krimkrieg um die Mitte des 19. Jahrhunderts spielen.

Ein paar Nebenschauplätze sind auch eingebaut, nett fand ich die Geschichte um einen von Michael aufgezogenen Polarvogel namens Ollie.

Fazit:
Insgesamt ein nettes Buch, schnell zu lesen und genau richtig fürs Zugfahren - allerdings irreführend durch den Klappentext und sehr berechenbar ob des Endes der Geschichte. 2.5 Sterne.

Infos zum Buch:
  • Titel: Eisiges Blut
  • Autor: Robert Masello
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Fischer
  • Jahr: 2009
  • ISBN: 978-3-596-18519-1
  • Preis: € 8,95 (Taschenbuch)

Der letzte Zeuge (Rochus Misch)

Im Dezember letzten Jahres (2009) erschien ein Buch, das mich sofort angesprochen hat: die Erinnerungen von Rochus Misch; Mitglied von Hitlers Begleitkommando und zu Kriegsende Zuständiger für die Telefonanlage und die Vermittlung von Gesprächen im Führerbunker in Berlin.

Interessant ist dieses Buch natürlich dadurch, daß Misch bei fast allen entscheidenen Momenten ab Beginn des 2. Weltkrieges immer sehr direkt am Geschehen dabei war: gemustert 1937, war er sowohl bei der Befreiung der sudetendeutschen Gebiete als auch beim Polenfeldzug dabei. Dort wurde er leicht verletzt und danach in das Begleitkommando - die Leibstandarte Adolf Hitler - aufgenommen. Seit diesem Zeitpunkt (Mai 40) war er ständig in Hitlers Nähe - sowohl in privaten Angelegenheit auf dem Obersalzberg wie auch in sämtlichen Bunkern bis er Anfang Mai 45 als letzter von Joseph Goebbels, der nach Hitlers Selbstmord Reichskanzler war, aus dem Dienst als Führerbunkertelefonist entlassen wurde. Gefangen von den Russen erlebte er Folter und Zwangsarbeit und kam nach neun Jahren Gulag zurück.

Die Biographie besticht durch eine schlichte Sachlichkeit und durch ein sehr genaues Gedächtnis. Ohne Abwiegelei, ohne Wichtigtuerei und ohne Über- bzw. Untertreibung schildert Rochus Misch detailliert seine Erlebnisse mit Hitler und kann so sehr viel zum Verständis der damaligen Verhältnisse und dem Umfeld um Hitler beitragen. Zudem liegt mit diesem Buch erstmals eine Beschreibung der letzten Tage des deutschen Reiches vor, die frei ist von jeglicher Sensationshascherei und in ihrer Nüchternheit manche Ereignisse glaubhaft schildert. Da Misch der letzte war, der den Bunker verlassen hat, ist es durch ihn möglich, endlich ein Bild zu erhalten, das den tatsächlichen Ereignissen damals entspricht!

"Misch veherrlicht nichts, kritisiert nichts und rechtfertigt nichts, auch nicht sich selber. Er hat einen scharfen Blick für Details, die auch nach all den Jahren glaubhaft schildert" schreibt das Göttinger Tageblatt.

Fazit:
Dieses Buch ist absolut empfehlenswert und sollte in keinem Bücherregal fehlen - v.a. dann nicht, wenn man ein gewisses Interesse für Zeitgeschichte hat. Da es essentiell ist, die Verhältnisse und Abläufe der damaligen Zeit zu kennen, wenn man über sie urteilen will, sollte man sich dieses Buch zu Gemüte führen. 5 von 5 Sternen.

Infos zum Buch:
  • Autor: Rochus Misch in Zusammenarbeit mit Sandra Zarrinbal und Burkhard Nachtigall
  • Titel: Der letzte Zeuge
  • Genre: Autobiographie, 3. Reich, Geschichte
  • Verlag: Piper
  • Jahr: 2009
  • ISBN: 978-3-492-25735-0
  • Preis: € 9,95 (Taschenbuch)

Mittwoch, 17. Februar 2010

Kind 44 (Tom Rob Smith)

Vor kurzem war ich auf der Suche nach einem Buch zur Unterhaltung und Zerstreuung und hatte Lust auf einen Krimi. Da "Kind 44" von Tom Rob Smith gerade in den Bestsellerlisten vertreten ist und einen ansprechenden Klappentext hatte, hab ich mir dieses Buch mitgenommen.

Der Klappentext liest sich folgendermaßen:
"Moskau, 1953. Auf den Bahngleisen wird die Leiche eines kleinen Jungen gefunden, nackt, fürchterlich zugerichtet. Aber in der Sowjetunion der Stalinzeit gibt es offiziell keine Verbrechen. Und so wird der Mord zum Unfall erklärt. Der Geheimdienstoffizier Leo Demidow jedoch kann die Augen vor dem Offenkundigen nicht verschließen. Als der nächste Mord passiert, beginnt er auf eigene Faust zu ermitteln und bringt dabei sich und seine Familie in tödliche Gefahr..."

Daß dieser Klappentext massiv irreführend ist, mußte ich beim Lesen des Buches feststellen. Man vermutet nun ja, dass eben die erste Leiche gefunden wird, es einige Komplikationen mit dem Vorgesetzen des ermittelnden Kommissars geben wird, recht bald eine zweite Leiche auftaucht und Leo Demidov mehr oder minder heimlich ermittelt. Das alles passiert aber erst im 2. Teil des Buches. Der komplette erste Teil beschäftigt sich mit der Verfolgung von der Spionage verdächtigen Personen, mit den Interna des russischen Inlandgeheimdienstes. Der ermittelnden Kommissar Leo Demidow glaubt auch zunächst nicht an einen Mord, sondern versucht die Familie des Mordopfers zu überzeugen davon, daß es sich um einen Unfall handelte.

Wüsste man, daß es sich um einen Agententhriller handelt mit inkludierter Mordaufklärung, könnte man sich darauf einstellen - so aber mußte ich mich die erste Hälfte des Buches fast zwingen, weiterzulesen; immer gespannt darauf, wann die auf dem Klappentext angekündigte Geschichte denn jetzt beginnt.
Nachdem diese dann mit dem Fund der 2. Leiche einsetzt, wird es dann doch recht spannend. Allerdings ist auch diese (eigentliche) Geschichte wieder durchsetzt von wilden Verfolgunsjagden von Demidow und seiner Frau durch seine Ex-Behörde.

Am Ende findet Demidow (natürlich) den Mörder, kurz bevor er selber von seinen Verfolgern gestellt wird.

Um dem Ende nicht zu sehr vorauszugreifen, sei die Identität des Mörders nicht preisgegeben; allerdings sind die Zusammenhänge, die sich am Ende des Buches herauskristallieren, doch SEHR stark an den Haaren herangezogen.

FAZIT:
Insgesamt läßt sich über das Buch sagen, daß es versucht, ALLES in einer großen Geschichte unterzubringen: russische Verhältnisse zur Stalinzeit, Agententätigkeiten (die mit der eigentlichen Geschichte nicht viel zu tun haben), Intrigen unter Kollegen innerhalb des MGB, Willkürverfahren, "Einer gg. Alle", eine (natürlich) viel zu schöne Frau, sibirische Lager, alte Familiengeschichten, getötete Kinder, damalige Vorurteile gg.über Schwulen, Bestechung... Dieser Mischmasch macht in vielen Stellen den Eindruck, daß einfach ZU VIEL versucht wurde. Es wäre deutlich besser gewesen, wenn der Autor sich auf eine wesentliche Kerngeschichte konzentriert hätte und diese gezielt erzählt hätte.

Ein anderer Punkt ist, daß viele Stellen sehr ungenau recherchiert wurden, was mir unverständlich erscheint - wenn schon Bezug genommen wird auf die politischen Verhältnisse im Rußland der 50ger Jahre, dann sollte die Zeit, ausführliche Recherchen zu machen, gegeben sein. Allerdings hätten mich diese Fehler in einer fiktiven Geschichte nicht gestört, wenn die Geschichte wenigstens gut erzählt gewesen wäre.

Aufgrund der genannten Probleme und da mich dieses Buch enorm selten gefesselt hat (was bei einem Thriller nicht sein sollte), bekommt es von mir keine gute Wertung; lediglich 1 von 5 Sternen.


Infos zum Buch:
  • Autor: Tom Rob Smith
  • Titel: Kind 44
  • Genre: Thriller
  • Verlag: Goldmann
  • Jahr: 2010
  • ISBN: 978-3-442-47207-9
  • Preis: € 9,95 (Taschenbuch)

Idee dieses Blogs

In diesem Blog möchte ich teilweise Bücher, die ich lese, mit einem Kommentar versehen. Dieser ist (natürlich) subjektiv - aber vielleicht für den einen oder anderen hilfreich. Zumindest findet man zu vielen Büchern im Internet wenig Rezensionen, die nicht dazu dienen sollen, den Verkauf eines Buches zu fördern.

Am Ende einer jeden Beschreibung werde ich eine Wertung abgeben, von 0 bis hin zu 5 Sternen; 5 Sterne bedeuten dabei natürlich, daß das Buch besonders zu empfehlen ist.

Natürlich können sämtliche meiner Rezensionen kommentiert werden - das wäre sogar sehr wünschenswert!